Meeple Geschichten

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kettlefish
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Meeple Geschichten

Beitrag von kettlefish »

Da nun das Sommerloch anfängt, denke ich ist es an der Zeit für die verbliebenen Leute eine nette Aufgabe zu stellen...

Meeple Geschichten

Bitte erzählt uns ein paar nette Geschichten über Meeple - Gefolgsmann, Schwein, Baumeister, Bürgermeister, Schäfer, Drache, Fee...
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Eine gute Geschichte fängt mit "Es war einmal..." an...

Es war einmal ein Meeple eingepackt in einer Zip-Tüte mit seinen Kameraden und Konkurrenten in Blau, Grün, Rot, Gelb und Schwarz. Doch die unterschiedlichen Farben konnte der Meeple kaum erkennen, denn es war so dunkel in der Schachtel und so eng. Doch eines Tages dann, geschah das Unerwartete. Es war ein Kraspeln zu hören, dann wurde die Abdeckung der Schachtel geöffnet, grelles Tageslicht drang in die Schachtel nachdem die Bögen der Karten und das Regelwerk entnommen wurden. Der Meeple schaute direkt in die Augen von dem Spielsüchtigen. Schubsend und drängelnd fielen all die Meeple aus der Zip-Tüte - Freiheit...
...und nun begann erst die Geschichte und all die Abenteuer des Meeples...
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So, und nun seid Ihr dran, was erlebte denn der Meeple ?

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PS: Ich habe auch ein paar Kleinigkeiten als Preise...
unter anderem habe ich Nachschub der Windrosen I anzubieten
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Ein ungleiches Paar

Beitrag von Fan »

Es war einmal ein gelber Gefolgsmann, dessen linker Fuß war etwas kürzer als sein rechter und damit er sich nicht mit den roten Gefolgsleuten in der Auslage duellieren musste, war er stets für das Markieren der Punkte zuständig. Irgendwie fühlte er sich auf der Wertungstafel aber immer so alleine, was daran lag, dass meist nur zu zweit gespielt wurde. Daher traf er den roten Gefolgsmann auch nur sehr selten. Dann eines wunderschönen Tages öffnete sich erneut die Packung, der gelbe Gefolgsmann wurde durch den Spieler in Richtung Wertungstafel bewegt. Und was sah er da, dort stand nicht nur sein Freund der rote Gefolgsmann nein zwei Gefolgsfrauen standen ebenfalls dort und unterhielten sich mit Ihm. Kaum Stand der gelbe Gefolgsmann auf der Zählleiste, da sprach Ihn die rote Gefolgsfrau an und forderte ihn zu einem Wettlauf heraus. Euphorisch meldeten sich die gelbe Gefolgsfrau und der rote Gefolgsmann zu Wort. Plötzlich kamen die Hände der Spieler und bewegten die vier Meeple über die Zählleiste. Einer überholte den nächsten und es schien kein Ende zu nehmen. So schnell wie sie gekommen waren verschwanden die Hände der Spieler wieder. Die Deckenbeleuchtung erlosch und der gelbe Gefolgsmann stellte fest, dass er mit der letzten Wertung aufgeschlossen hatte und jetzt direkt neben der roten Gefolgsfrau stand. Diese zwinkerte ihm zu und freute sich, dass sie die Nacht nicht alleine getrennt von den anderen Gefolgsfrauen verbringen musste. Der gelbe Gefolgsmann nahm sie in den Arm und so verharrten sie bis zum nächsten Morgen. Gemeinsam mit den anderen Gefolgsleuten lieferten sie sich am nächsten Abend einen weiteren Wettlauf. Nach dem Spiel dessen Ergebnis längst in den Mythen und Legenden untergegangen ist verschwanden die Meeple wieder in die Zippbeutel und wurden in die Packung gelegt. Jede Woche treffen sich die rote Gefolgsfrau und der gelbe Gefolgsmann wieder und wenn sie nicht gestorben sind dann laufen sie noch heute.

Alternatives Ende:
...und wenn sie nicht als Ersatzteile für die neue Edition missbraucht wurden, dann leben sie noch heute glücklich und zufrieden in der Packung der alten Edition.
Zuletzt geändert von Fan am So 5. Jul 2015, 20:16, insgesamt 3-mal geändert.
Was nicht oft genug gesagt werden kann:
Ich mag die alte Edition bis auf die Länderbauwerke und die Darmstadt-Erweiterung!
Aus der neuen Edition mag ich nur den Abt!
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marcel54321
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von marcel54321 »

Es war einmal ein Junge namens Tom. Tom spielte schon seid Kindheitstagen gerne Gesellschaftsspiele mit seinen Freunden und seinen Verwandten. Eines Tages bekam er ein Spiel geschenkt, dass sich "Carcassonne" nannte. Tom war zunächst etwas skeptisch und legte das Spiel beseite. Als er das Spiel jedoch auspackte und sich mit dem Regelwerk vertraut gemacht hatte, sah er plötzlich in dem Spielekarton etwas leuchten. Er wunderte sich und zog das goldleuchtende Blatt aus dem Spiel heraus. Bei dem Blatt handelte es sich um einen Brief, der wie ein Vertrag aufgebaut war. In dem Brief stand:

Einladung
Lieber Spieler,
Sie wurden dazu auserkoren, als einer von Acht Spielern ihr eigenes Königreich in einer mittelalterlichen und gleichzeitig fantasiereichen Welt zu gestalten.
Wenn sie mit den Bedingungen der liebevollen Gestaltung eines Königreiches, das ständig wächst und erweitert wird bereit sind und stets freude am Spielen haben, unterschreiben sie bitte im unteren Rand des Briefes mit dem Zauberstab.


Tom wunderte sich, mit welchen Zauberstab? In der Spieleschachtel waren nur Gefolgsmänner, Landschaftskarten eine Punkteleiste und sonstiges Material, doch kein Zauberstab. Plötzlich tauschte neben dem Brief eine kleine Fee auf.
Sie sagte Tom, willst du mir dabei helfen, ein wundervolles Königreich aufzubauen und dieses vor dem fiesen Drachen Feuerschwanz Igrisil zu beschützen? Tom antwortete mit Ja, nahm den Zauberstab und unterschrieb das golden leuchtende Papier. Plötzlich ging alles ganz schnell. Tom befand sich nun in einer anderen Welt vor einem Kloster mit bunten Blumen und Kräutergärten.
Zum ihm sprach ein Mönch: Hallo, wie du sicher schon weist, bist du nun einer der acht Könige in dieser Welt, die ihr eigenes Königreich errichten sollen. Tom wunderte sich. König? Davon stand gar nichts in dem Vertrag.
Er fragte den Mönch: Wirklich König?
Der Mönch antwortete: Ja du bist der neue König von ...? Wie soll dein Königreich eigentlich heißen, fragte der Mönch.
Tom überlegte kurz und antwortete: Da das Spiel Carcassonne heißt, soll mein Königreich so heißen!
Der Mönch antwortete: Dann solltest du jetzt mit der Gestaltung von Carcassonne beginnen. Zunächst besitzt du nur genügend Rohstoffe um weitere Klöster aufzubauen, Städte zu gründen, Straßen zu bauen und Landwirtschaft zu betreiben. So viel sei dir aber gesagt: Es wird noch weitere Gebäude und Landschaften geben, dafür benötigst du aber mehr Rohstoffe. Damit du dein Ziel erreichen kannst, werden dich diese Gefolgsmänner unterstützen.
Plötzlich tauchten vor seinen Augen seine Gefolsmänner auf, die alle eine schwarzgänzende Rüstung tragen.
Ein Gefolgsmann trat hervor und sagte zu Tom: Wie willst du unser Heer nennen?
Tom musste nicht lange überlegen und antwortet: Meeple !
Tom schickte seine Meeple an die Arbeit un errichtete einige neue Straßen, Städte, 2 Klöster und wies ein paar Meeple dazu an langfristig Landwirtschaft zu betreiben.
Schnell florierte das Leben und der Fortschritt in Carcassonne. Tom hatte nun genug Rohstoffe um nun auch weitere Gebäude wie beispielsweise Kathedralen zu bauen und Waren mit anderen Königreichen zu tauschen. Nach und nach sprießte das Königreich. Es wurden Türme und Brücken gebaut, Baumeister ausgebildet, und sogar spezielle Schafe gezüchtet, die es in keinem anderen Königreich gab. Doch etwas fehlte Tom noch: Eine eigene Burg. Nach weiteren fünf Jahren hatte er genügend Rohstoffe um seine Meeple dazu anzuweisen eine Burg zu bauen. Als die Burg fertiggestellt war wurde ein großes Fest gefeiert. Es gab reichlich Speiß und Trank und alle waren glücklich und freuten sich über den Erfolg ihrer Arbeit. Doch plötzlich sah der König einen rot glänzenden Brief vor sich. Tom war verwundert und öffnete den Brief. Als er den Brief gelesen hatte, bekam er plötzlich einen ganz erschrockenen Gesichtsausdruck. In dem Brief stand:

Hallo König Tom,
Der böse feuerrote Drache Igrisil nähert sich deinem Königreich. Du und deine Meeple sind die einzigen, die den Drachen aufhalten können und somit die 7 weiteren Königreiche beschützen können. Bereite dich auf den Kampf vor. Baue Katapulte und bilde deine Meeple zu großen Gefolgsmännern aus.
Deine Fee



Tom unterbrach das Fest und erklärte seinen Meepeln die Lage. Diese antworteten: Wir werden unserem König in jede Schlacht folgen. Tom begann so gleich am nächsten Tag die Anweisungen der Fee durchzuführen.
50 Tage später war es dann soweit. Der Drache Igrisil griff das Königreich Carcassonne an. Der Kampf dauerte 5 Tage und endete damit, das Tom und seine Gefolgsmänner Igrisil bezwingen konnten und alle Königreiche vor der Gefahr sicher waren.
Als es Nacht wurde erschien die Fee: Tom, danke dass du die Königreiche vor dem Drachen Igrisil gerettet hast. Du hast nun drei Wünsche frei. Überlege dir diese genau.
Tom sagte der Fee, dass sie am nächsten Tag nochmal zu ihm kommen sollte und dass er ihr dann seine Wünsche nennen würde.
Einen Tag später erschien Tom die Fee erneut.
Tom nannte der Fee seine Wünsche:
Mein erster Wunsch ist, dass ich neue Gebäude und Landeschaften entwickeln kann und die nötigen Rohstoffe erhalte. Ich denke da zum Beispiel an Flüsse, Wälder und Bibliotheken. Mein zweiter Wunsch ist es, dass auch andere Spieler in der anderen Welt diese neuen Gebäude und Landschaften als "Landschaftskarten" erhalten und das diese im originalen Design für das Spiel Carcassonne erscheinen und nicht in neueren Versionen verbreitet werden dürfen. Mein dritter Wunsch ist, dass alle Menschen, die gerne Gesellschaftsspiele spielen glücklich werden und es für sie einen ständigen Nachschub an tollen Spielen unter anderem von Hans-im-Glück-Verlag" geben wird.
Die Fee antwortete Tom: Deine Wünsche wurden sograde erfüllt.
Neben Tom erschien ein Zeichenblock, auf dem er neue Gebäude und Landschaften malen konnte. Sobald er seine Kürzel unter die Bilder gesetzt hatte, erschienen diese direkt vor ihm. Tom dankte der Fee und freute sich sein Königreich noch toller und schöner gestalten zu können. Tom verabschiedete die Fee und versprach ihr, dass er das Königreich auch vor weiteren Gefahren beschützen werden.
Und wenn Tom und seine Meeple nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute in Carcassonne.
Zuletzt geändert von marcel54321 am So 5. Jul 2015, 14:54, insgesamt 1-mal geändert.
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kettlefish
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von kettlefish »

Fan und marcel54321,
vielen Dank für die Meeple Geschichten.
Eure Stories sind echt klasse.

Ich freue mich schon auf weitere Meeple Geschichten von unseren Mitgliedern.
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seli
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von seli »

kettlefish hat geschrieben:Fan und marcel54321,
vielen Dank für die Meeple Geschichten.
Eure Stories sind echt klasse.

Ich freue mich schon auf weitere Meeple Geschichten von unseren Mitgliedern.
Da kann ich mich nur anschließen. :-BD
Bild Ich liebe es Landschaften aus den Karten zu bauen.
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PresetM
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von PresetM »

Die Carcassonne-Gang
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Lungerten doch letztens wieder Jerome und seine Gang im blauen Hinterzimmer ihrer Stammkneipe herum. Jerome, von allen immer nur "Bürgermeister" genannt, weil er genau so dicklich war wie man sich einen mittelalterlichen Bürgermeister vorzustellen hatte, saß missmutig auf dem Sofa in der Ecke und nippte an seinem Bordeaux, als plötzlich Jean, der Riese, hereinplatzte. Jean war um einiges größer als die anderen Bandenmitglieder und kam demzufolge für das Grobe in Frage. Immer dann, wenn es bei Zwistigkeiten knapp wurde, konnte man auf Jean bauen. Allein seine Größe brachte dann immer die Entscheidung.
Die Frage nach dem Intellekt Jeans stellte sich logischerweise nie und so wurde er eben auch mit den lästigen Dingen des Alltags betraut, beispielsweise mit dem Füttern des Schweins oder dem Reparieren des Wagens, die beide im benachbarten Gutshof ihres Einsatzes harrten. Aber ich will nicht abschweifen. Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, Jean jedenfalls platzte herein:

"Chef", rief er, atemlos an Jerome gewandt. "Die Grüne Brigade ist wieder im Lande!"

Die Grüne Brigade, muss man wissen, ist eine der rivalisierenden Gangs in Carcassonne, die alle Weile in der Versenkung verschwunden war und nun offenbar plötzlich ihr Versteck verlassen hatte und wieder mitmischen wollte.

"Na und", knurrte ihm Jerome entgegen. "Die Penner haben doch nichts drauf. Lass' mich mit derartigen Bagatellen in Ruhe. Die letzte Auseinandersetzung haben sie klar verloren."

Jerome scheint die ganze Sache nicht sonderlich zu interessieren und er nippt weiter an seinem Bordeaux. Da meldet sich hinten aus der Ecke ein langes klappriges Kerlchen, dem man den Spitznamen "Baumeister" verpasst hatte, weil er immer mit den Armen ruderte, als wolle er die Leute auf einer imaginären Baustelle zu schnellerem Arbeiten antreiben.

"Chef", krähte er. "Chef, ich denke, die sind gekommen, um uns diesmal eins auszuwischen, die hatten doch vor ihrem Verschwinden 'Rache' geschworen und nach 'Revanche' geschrien."

Jerome schaute kurz von seinem Bordeaux auf und brummte:
"Du kannst nerven, aber OK, wir holen mal ein paar Informationen ein. Sicher ist sicher."

Er dachte kurz nach, wie immer endete das in irgendeinem blinden Aktionismus, den irgendeiner seiner Leute irgendwie auszubaden hatte. So auch diesmal:

"Jaques!", brüllte er in die Schankstube. Keine Antwort. "Jaques!!!", schon lauter.

"Jaques ist nicht hier", retournierte der Wirt in seinem behäbigen Tonfall, "willst Du noch'n Bordeaux?"

"Wo hängt der denn schon wieder ab?" versuchte Jerome zu eruieren. Er meinte Jaques, nicht den Bordeaux.

Nun wiederum muss man wissen, dass Jaques so was wie das Auge und das Ohr der Bande ist. Von Beruf ein gelernter Räuber, war er es leid, immer nur allein durch die Gegend zu ziehen, so dass er sich letztlich der Gang um Jerome angeschlossen hatte. Die konnten ihn auch ganz gut brauchen, da sich seine Fähigkeiten für recht nützlich erwiesen. Allerdings trieb er sich deshalb eigentlich immer draußen herum und war nie greifbar, wenn man ihn mal brauchte. So wie es schien, würde er diesmal wohl nicht mit von der Partie sein können.

"Schätze, der treibt sich drüben auf dem Basar mal wieder mit der Hexe herum", warf ein Mitglied der Gang ein und tat so, als wüsste er es ganz genau.

Die "Hexe" hieß eigentlich Michelle-Marie, aber da sie sich oft seltsam kleidete und ihr Name viel zu lang war, um praktikabel zu sein, wurde sie nur mehr oder weniger treffend "Hexe" genannt. Und das fanden alle gut. Unbedachterweise aber führte die Bemerkung über die beiden, die auf dem Basar ihren Geschäften nachgehen sollten, zu einer mehr oder weniger hitzigen Debatte, in deren Verlauf der gehässige Vorschlag geäußerte wurde, man könnte ja mal den Beiden "eine Depesche schicken". Was auch immer das im Slang der Gang zu bedeuten hatte...

Aber zurück zu Jerome. So langsam breitete sich Unmut bei Jerome aus, zumal das Glas mit dem Bordeaux tatsächlich leer geworden war.

"Wirt!" und "Wein!" war wohl im Moment das Wichtigste, was ihm einfiel. Nachdem die Versorgung gesichert war, kam so langsam die Planung für den Ernstfall in Gang.

"Wir machen das in bewährter Weise, also wie immer. Marcel, Du gehst rüber ins Kloster und schaust dort nach dem Rechten. Joffe macht sich auf in den Stadtteil im Süden und verkleidet sich als Ritter. Sollte nicht schwer fallen, unerkannt zu bleiben, klappe einfach das Visier runter", gab der Chef die ersten Anweisungen. Brav wackelten die Genannten die Straße hinunter zu ihren Einsatzorten.

"Weiter im Text: Pepe, Du lungerst auf der Einfallstraße herum und gibst Ton, wenn jemand von der Grünen Brigade Deinen Weg..."
Mitten im Satz krachte die Tür zum Hinterzimmer auf und herein schob sich ein violett gewandeter und hoch gewachsener Geselle, aufgrund seines blassen Aussehens von allen deshalb nur "Graf" genannt. Der Graf lächelte das Lächeln eines Wissenden und meinte zu Jerome: "Wenn Du willst, kannst Du auch ein oder zwei Leute zu mir in den Stadtkern schicken. Die können von dort aus operieren."

"Das fällt aus, und nun raus hier, schließlich brauche ich auch ein paar Leute in Reserve", sorgte Jerome für die nötige Klarheit. Beleidigt schob der Graf ab: "Wollte doch nur helfen. Und übrigens wurde auf dem Platz mit der Bibliothek ein grüner Magier nebst einer Frau in seinem Gefolge gesehen. Nur falls das jemanden interessiert". Dann schlug die Tür wieder zu.

"Grüner Magier. So ein Quatsch, warum nicht gleich noch ein Drache oder ein Burgfräulein", schüttelte Jerome seinen Kopf.

Inzwischen tat im Hinterzimmer der Wein seine Wirkung und so nahm der Plan immer mehr Form an:
"Los, wir gehen rüber zum Gutshof, und bringt vorsichtshalber das Katapult in Stellung. Und schickt jemanden auf die Brücke an der Abtei".

So nach und nach machte sich Jerome die Lage klar und verteilte seine Leute wie schon so oft an die zu erwartenden Brennpunkte.
Wird Jean auch diesmal die Entscheidung erzwingen können? Kann der "Baumeister" punkten? Oder gewinnt gar die Grüne Brigade?

Wenn ihr wissen wollt, wie die Geschichte ausgeht, dann nehmt einfach die blauen Gefolgsleute aus dem Hinterzimmer und die grünen Gefolgsleute aus ihrem Versteck (also aus der Spieleschachtel) und spielt eine Partie "Carcassonne", dann seht ihr es.

Na los, fangt schon an!
„Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“ Samuel Beckett
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kettlefish
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von kettlefish »

Hi PresetM,
Deine Geschichte ist cool erzählt.
Vielen Dank für die Story.
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von Fan »

Ui, ihr schreibt ja fast halbe Bücher im Gegensatz zu mir.
Was nicht oft genug gesagt werden kann:
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kettlefish
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von kettlefish »

Fan hat geschrieben:Ui, ihr schreibt ja fast halbe Bücher im Gegensatz zu mir.
he, he...

Es können Kurzgeschichten, Reime, ein paar Zeilen sowie auch Romane geschrieben werden.
Denn nun wird ja unser Spieleautor Klaus-Jürgen Wrede auch noch Buchautor - also Schriftsteller...
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von Fan »

Puh, dann muss ich meine Geschichte nicht zurücknehmen, um eine neuere Version zu veröffentlichen.
Was nicht oft genug gesagt werden kann:
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marcel54321
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von marcel54321 »

PresetMe schöne Geschichte :)
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Safari
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von Safari »

So, jetzt hat auch mich die Muse geküsst. Viel Spaß!


Die Ursprünge

Es ist wieder einmal so weit: Die Gefolgsfrau und ihr Mann haben sich zurechtgemacht, um angemessen ihrem Herrn zollen zu können und ihren Glauben zu bekennen. Seit dem Bau der imposanten Kathedralen und der prächtigen Klöster aus allen Herren Ländern ist es in Carcassonne zur Tradition geworden, dass jeder Bürger sich in eines dieser ehrwürdigen Gotteshäuser begibt und dort IHM seine Dankbarkeit für Wohlstand und Frieden darbringen. Dies war nämlich nicht immer so. Noch bis vor kurzem tobten grausame Glaubenskriege im Land. Zweifelhafte Ketzer predigten Schändliches und versuchten die unschuldige Bevölkerung zum Besuch der gleichsam abscheulichen wie auch furchteinflößenden Kultstätten mit ihren offenen Feuerschalen und wildgewachsenen Dornenbüschen zu bewegen. Und auch die Katharrer aus dem Süden des Landes trieben ihr Unwesen in den umliegenden Dörfern und verbreiteten ihre verderblichen und gotteslästerischen Ansichten. Heute sind solche satanischen Gestalten glücklicherweise höchstens noch in Geschichts- und Schulbüchern zu finden. Nur die Ältesten der Stadt erinnern sich noch an die grausamen Schlachten zwischen abtrünnigen Ketzern und den tapferen Ritter, die dem Herren treu die Stange hielten und im Namen Seiner den Glauben vor dem Untergang bewahrten. Viel lebhafter und freudiger sind jedoch die Erinnerungen an die Feste und Märkte danach, die zu Ehren des glücklichen Sieges abgehalten und gefeiert wurden. Tage voller Musik, geschäftigem Treiben der Gefolgsleute und fröhlichem Gelächter der Kinder, die endlich wieder gefahrenlos in den Städten und Wiesen herumtollen durften.
Auch der Gefolgsmann kennt diese fast legendären Geschichten und seine Frau lauscht ihm immer wieder gerne, wenn er sie auf dem Weg in die Kirche erzählt, als wäre er leibhaftig dabei gewesen. Und beide sind froh und dankbar für den Frieden und Wohlstand der über dem Land eingekehrt ist und wollen Ihm im sonntäglichen Gebet dafür danken. So auch heute.

„Herzlich willkommen im Hause Gottes, liebe Brüder und Schwestern“, begrüßte der Mönch all die Gläubigen, die gekommen waren, „es freut mich, dass Sie sich heute wieder alle hier eingefunden haben und, dass wir in einer so großen Gruppe diese Messe feiern können. Für den heutigen Sonntagmorgen habe ich eine besondere Lesung gewählt und ich möchte Sie an dieser besonderen Geschichte teilhaben lassen, die uns alle betrifft und uns zu unseren Ursprüngen zurückführt. ... Lesung aus dem ersten Buch Wrede:

Am Anfang erschuf Er die Kiste. Die Kiste aber war wüst und wirr, Chaos lag über dem Spielmaterial und Unwissenheit schwebte über den Kärtchen. Er sprach: Es werde Ordnung. Und es wurde Ordnung. Er sah, dass die Ordnung gut war. Er schied die Ordnung vom Chaos und Er nannte die Ordnung Auslage und das Chaos Kärtchen. Dann sprach Er: Ein Gewebe entstehe mitten in den Kärtchen und scheide Kärtchen von Kärtchen. Er machte also das Gewebe und schied die Kärtchen außerhalb des Gewebes von den Kärtchen innerhalb des Gewebes. So geschah es und Er nannte das Gewebe Sack. Er sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag

Dann sprach Er: Die Kärtchen sammeln sich in dem Sack, damit das Ursprüngliche sichtbar werde. So geschah es. Das Ursprüngliche nannte Er Startteil und die angesammelten Kärtchen nannte er Nachziehstapel. Dann sprach Er: An dem Startteil lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Straßen, die Punkte darbieten und von Städten, die Wappen tragen mit ihren Punkten darin. So geschah es. Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Bauwerken, die Punkte darbieten und von Städten, die Wappen tragen mit ihren Punkten darin. Das Grün nannte Er Wiese und Er sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter Tag.

Dann sprach Er: Die Auslage wimmle von steinernen Bauten und Figuren sollen über das Land ziehen. Er schuf alle Arten von großen Bauten und anderen Gebäuden, von denen die Auslage wimmelt und alle Arten von neutralen Figuren. Er sah, dass es gut war. Er segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehret euch und bevölkert das Land, und die Bauwerke sollen zahlreich sein und ertragreich. Dann sprach Er: Die Städte und Wiesen bringen alle Arten von loyalen Wesen hervor, von sonderbaren Figuren, von starren und lebendigen, und von Tieren der Wiesen. So geschah es. Er machte alle Arten von Tieren der Wiesen, alle Arten von sonderbaren Figuren auf den Wiesen und Städten. Er sah, dass es gut war.
Dann sprach Er: Lasst uns Leute machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Bauten des Landes, über die Wiesen und Straßen, über die Tiere der Wiesen und die Städte mit ihren Wappen, über das ganze Land und über alle sonderbaren Figuren. Er schuf also Gefolgsleute als sein Abbild, als Abbild Seiner schuf Er sie. Als Gefolgsmann und als Gefolgsfrau schuf er sie. Er segnete sie und Er sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehret euch, bevölkert das Land, unterwerft es euch und herrscht über die Tiere der Wiesen und die Bauwerke, über die Figuren die sich auf dem Land regen. Aber hütet euch vor den neutralen Figuren. Sie sollen Euer Freund sein, aber auch Euer Feind, hilfreich oder auch schädlich, aber unterwerft sie euch nicht und herrscht nicht über sie. Dann sprach Er: Hiermit übergebe ich euch alle Bauten und Straßen auf der ganzen Auslage, und alle Städte mit punkteträchtigen Wappen. Euch sollen euch zum Sieg verhelfen. Und ich übergebe euch alles Grüne. Es soll allen Tiere der Wiesen und alle neutralen Figuren bereit stehen. So geschah es. Er sah alles an, das er gemacht hatte Es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der dritte Tag.

So wurden Straßen, Städte und Bauten vollendet und ihre ganzes Gefüge. Am dritten Tag vollendete Er das Werk, das er geschaffen hatte, und er wertete am dritten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Er segnete den dritten Tag und erklärte ihn für heilig, denn an ihm wertete Er, nachdem er das ganze Werk vollendet hatte und die Punkte ertragreich geflossen waren. Das ist die Entstehungsgeschichte von Carcassonne und seinem Gefolge, als sie erschaffen wurden.


Lesung aus dem ersten Buch Wrede. ... Nun liebe Brüder und Schwestern, lasset uns beten: ‚Vater unser am Spieltisch, geheiligt werde deine Farbe. Dein Zug komme. Dein Wille geschehe, …‘
Liebe Grüße

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PresetM
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von PresetM »

Nice, Safari, nice! :ymapplause:
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kettlefish
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von kettlefish »

Danke Safari - klasse Geschichte.

Also ein Gedicht wär auch nett..
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Re: Meeple Geschichten

Beitrag von Safari »

Danke für das Lob. Meine Freunde haben mir Blasphemie vorgeworfen, als ich ihnen das vorgelesen hab. :D Ich möchte nur zur Sicherheit betonen, dass das in keinster Weise der Fall ist! Ganz im Gegenteil: Unsere Gefolgsleute brauchen ja auch etwas an das sie glauben können. :)
Liebe Grüße

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