Schatten über Carcassonne

Eine Detektivgeschichte #Geschichte

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izscream
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Schatten über Carcassonne

Beitrag von izscream »

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Es war eine regnerische Nacht, und das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in den Pfützen der kopfsteingepflasterten Straßen von Carcassonne wider. Die Stadt, die normalerweise durch das fröhliche Geschrei der Händler und die Bauherren des großen Spielbretts belebt wurde, lag nun in Dunkelheit gehüllt. Doch hinter dieser friedlichen Fassade verbarg sich ein Netz aus Intrigen und Verrat.

Gefolgsmann, ein knallharter Detektiv, der durch seine scharfe Kombinationsgabe und sein zynisches Lächeln bekannt war, saß in seinem Büro, das eher einer unaufgeräumten Abstellkammer glich. Papierstapel, leere Kaffeetassen und ein halb zerfleddertes Regelbuch von Carcassonne lagen über den Tisch verteilt. Sein Telefon klingelte. Er hob den Hörer ab und hörte nur ein kurzes, verstörtes Flüstern.

"Gefolgsmann… du musst den verschwundenen Abt finden… er ist der Schlüssel."

Ein Klick. Die Leitung war tot. Gefolgsmann legte den Hörer vorsichtig zurück. Der Abt. Das war nicht irgendein Spielteil – er war ein zentraler Gefolgsmann in den Klöstern und sorgte für den spirituellen und strategischen Fortschritt der Spieler. Ohne ihn war nicht nur das Spiel ruiniert, sondern auch die spirituelle Macht, die über Jahre zwischen den Spielern sorgsam aufgebaut worden war, würde ins Chaos stürzen.

Die Stadt war in Aufruhr. Jeder baute sich seinen Teil des Spiels auf, aber es gab Gerüchte von Absprachen im Dunkeln, von Klöstern, die in der Nacht geplündert wurden, und von Straßen, die nirgendwohin führten. Das bedeutete nichts Gutes.

Gefolgsmann zog sich seinen grauen Trenchcoat über, zündete sich eine Zigarette an und trat in den strömenden Regen hinaus. Die erste Spur führte ihn zu einem alten Bekannten, dem Bauherrn Meeple, der die letzten großen Städte in Rekordzeit auf das Spielfeld gezaubert hatte. Doch als Gefolgsmann seine Werkstatt betrat, roch er sofort den scharfen Geruch von Betrug und Heimlichkeit.

"Wo ist er?", fragte Gefolgsmann und zog an seiner Zigarette, während er sich an den Türrahmen lehnte.

Meeple sah nicht auf, sondern baute ruhig weiter an seinem neuesten Kunstwerk. "Ich weiß nicht, wovon du sprichst."

„Mach keine Spielchen mit mir“, knurrte Gefolgsmann. „Der Abt ist verschwunden, und du weißt, dass ohne ihn kein Kloster, keine Stadt und keine Straße mehr sicher ist.“

Meeple lachte trocken. „Wer sagt, dass es je sicher war? Jeder will mehr Macht, mehr Einfluss. Und ich? Ich habe nur meine Arbeit getan.“

Gefolgsmann wusste, dass er hier keine Antworten bekommen würde. Er verließ die Werkstatt und machte sich auf den Weg zu den dunkleren Gassen von Carcassonne, in denen die Straßenplättchen verschoben wurden, wenn keiner hinsah. Dort traf er auf eine Handvoll zwielichtiger Gestalten – Spieler, die am Rand der Legalität operierten, Plättchen austauschten und Klöster niederbrannten, um ihre eigenen Städte zu erweitern.

Nach Stunden des Verhörs, nach dem einen oder anderen Drohspiel und ein paar Bestechungspünktchen erfuhr Gefolgsmann schließlich von einem Treffen im Schatten des großen Doms. Ein Treffpunkt für die mächtigsten Spieler der Stadt.

Als er dort ankam, erblickte er eine Versammlung, wie er sie noch nie gesehen hatte. Die Oberhäupter der größten Städte und Straßen, die Meister der Klöster, alle in einem geheimen Kreis vereint. Und in ihrer Mitte – der verschwundene Abt. Gefolgsmann wusste, dass er tief in etwas hineingeraten war, das größer war als ein einfaches Spiel. Hier ging es um die Kontrolle über das gesamte Spielfeld, um den Einfluss auf das Schicksal der Stadt selbst.

„Hast du wirklich geglaubt, du könntest die Regeln verstehen, Gefolgsmann?“ Eine Stimme erhob sich aus der Menge. Es war der Anführer der Verschwörer, ein gerissener Spieler, der seit Jahren im Schatten operierte.

Gefolgsmann schritt ruhig vor und musterte die Gruppe. „Die Regeln mögen sich ändern“, sagte er kalt, „aber eines bleibt immer gleich: Am Ende zählt, wer das letzte Plättchen legt.“

Mit einem schnellen Handgriff zog Gefolgsmann ein Klosterplättchen aus seiner Manteltasche und legte es auf den Tisch. Die Menge verstummte. Der Abt, der Schlüssel zu allem, war nun zurück am richtigen Platz.

Der Kampf war noch nicht vorbei, aber Gefolgsmann hatte das Spiel wieder in seine Bahnen gelenkt. Carcassonne würde für heute Nacht in Frieden schlafen – doch die Schatten des Spiels würden nie ganz verschwinden.
:D Ich verwende meistens das generische Maskulinum.
Bitte fühlt euch aber immer alle angesprochen, ganz egal welche Geschlechtsidentität ihr habt oder als was ihr euch fühlt. Danke
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seli
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Re: Schatten über Carcassonne

Beitrag von seli »

Gefällt mir. Du hast wohl viel Zeit? :))
Bild Ich liebe es Landschaften aus den Karten zu bauen.
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izscream
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Re: Schatten über Carcassonne

Beitrag von izscream »

Ach es war mir danach :D :))

Wollte es aber jetzt dabei belassen bevor es zu nervig wird. :-\
:D Ich verwende meistens das generische Maskulinum.
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Tom
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Re: Schatten über Carcassonne

Beitrag von Tom »

Wow, was für eine großartige Geschichte! 😊 Du hast Carcassonne in eine düstere, spannende Detektivwelt verwandelt – Gefolgsmann im Trenchcoat und Zigarettenrauch im Regen, herrlich! Ich hätte nie gedacht, dass unsere gemütlichen Städte und Klöster so viel Drama und Geheimnisse bergen könnten. Hut ab für diese kreative Erzählung, das ist wirklich ein Highlight! 👏
"Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist deine Einstellung zum Problem.”
– Captain Jack Sparrow
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izscream
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Re: Schatten über Carcassonne

Beitrag von izscream »

Danke :D

Ich hatte da so eine typische Detektivgeschichte im Sinn, etwa so wie beim Anfang vom Film ROGER RABBIT.
:D Ich verwende meistens das generische Maskulinum.
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